5. Mai 2010

Initiation


Baba Jaga Knochenbein
braust heran
stürmt durch die Wälder
die da dicht und ewig grün.
Doch das Mädchen
kennt kein Schaudern.
Ihr Sinn ist frei
und stark und kühn!

Bis zum Häuschen Hühnerbein
kreischt die Alte wilde Lieder,
nichts was uns zu Tränen rührt.
Weither ist sie schon zu hören,
wehe dem, der Furcht verspürt!

Wassilissa heizt den Ofen
rührt im riesig dampfend Kessel
Seelensuppe nach Geheiß.
Die schon kocht seit uralt Zeiten,
Leben, welches kommt und geht!
Und das Mädchen fegt vom Boden,
Knochen, die da abgenagt.
So wie der Alten sie's versprochen!
Vom Brunnen her, sie Wasser trägt.

Wartet auf die grausig Hexe,
der sie diente Jahr und Tag.
Heute ist die Zeit vollendet!
Heute kehrt sie wieder heim!
Heim zur Mutter
und den Schwestern
nie mehr ist sie jetzt allein...

Prosa


Ausschnitt aus: "Ernas Reise"
Kennst du das auch?
Alles, das alltägliche Leben, die Vorgaben und Ansprüche der Anderen, passen einfach nicht zu deiner Intuition, deinen Gefühlslagen. Du hast ständig das Gefühl im falschen Film zu sein. Nichts passt zusammen. Der ganz normale Wahnsinn, der dich umgibt läuft auf einer völlig anderen Ebene ab, als dein inneres Empfinden. Du bekommst dieses Feeling nicht mit deinem Handeln im Alltag und dem Agieren in der Welt der Anderen überein, von der sie glauben sie würde real sein. 
Aber irgendwann kommen der Tag und die Erkenntnis und du verstehst das Leben, dein Leben. Du merkst und fühlst, du bist richtig! Aber die Welt ist falsch oder die Zeit oder deine momentane Inkarnation. Alles könnte so einfach sein. Klar und folgerichtig, wie du es von Anfang an gefühlt hast.
Doch niemand verstand dich und schon gar nicht wollte jemand dieses Leben mit dir teilen. Deine Träume, deine Wünsche stammen scheinbar aus einer anderen Epoche. Aus der Zukunft vielleicht oder sind es gar Erinnerungen an eine unendlich weit zurückliegende Vergangenheit?
Generationen von Frauen sind zu Grunde gegangen, weil man ihnen die Freiheit verwehrte. Sie haben resigniert oder auf ein besseres Leben im Jenseits gehofft. Die sich angepassten, in ihrer Nischen leben konnten, haben Einiges des weiblichen Erkennens und Wissen erhalten, gerettet und an das kommende Leben weitergegeben.
Mich erschöpft dieses öde Leben, dass ich heute führe und damit meine ich nicht mangelnde Action oder Abwechslung, sondern die verlorenen Werte und der fehlende Sinn in dieser Zeit…. 

1. Mai 2010

Waldlied


Waldlied

Komm mit!
Hinaus in den Wald
der schweigend und alt
grün und tief!

Die Waldmutter rief
das Feenkind.
Fort ist es schon
einen langen Tag
Die Wiese, der Hag
erscheint allen so leer

Sie sehnt sich gar sehr
nach dem Töchterlein
Nach dem Lied, das es singt
Dem Lachen, das wie
ein Glöckchen klingt
Sie flicht einen Kranz
für sein goldenes Haar
Fühlt ohne ihr Kind sich so allein
Wo mag es wohl sein?

Die Waldmutter ruft
Ihr Mäuschen geschwind
fangt an zu suchen
in den Verstecken
unter Fichten und Buchen
und dornigen Hecken
An der kühlen Quelle
an des Wildbachs Schnelle.
Und im Raunen und Rauschen
klingst durch den Tann
Vom Suchen und Weinen
sind meine Augen schon blind
Komm nach Hause
mein Kind!

Es schläft dort hinterm Stein
im goldenen Schein
des Abendrot

Sanft flüstert der Wind:
Es träumt selig, das Kind!
Das silberne Netz
der Webeline deckt seine zarten,
weißen Glieder
blauwollene Blumen
betten sein Haupt
Leicht rosig bestaubt
mit dem Zauberpuder
der nimmermüden
emsigen Zwerge.
Die finden es im tiefsten Berge
Zuviel davon
das ist wohl wahr -
und du schläfst ein
für hundert Jahr!

Der Tag ist längst zu Ende
mein Kind
Es dunkelt bereits
kühl umtanzt dich der Wind
Bald gießt der Mond
sein weißes Licht
auf Wege und Stege.

Die Ilse, die in der Quelle dort wohnt
Schöpft mit bleicher Hand
den einen kostbaren
silbernen Tropfen, der allein nur
den Zauber zu brechen vermag
Dazu das geheime Sprüchlein
sie sagt!

Der Wald seufzt tief
Es ist vollbracht
Das Kind erlöst
Nun kann kommen die Nacht!

Die Waldmutter wartete schon so lang!

Die tiefen Schatten werfen
ihr dunkles Tuch
über Busch und Hang
Dem erwachenden Kinde ist so bang.

Da tritt der Mond
hinter den Wolken hervor
Die Bäume neigen
zur Seite die Wipfel
Und in des Mondes
kühlhellem Schein
tanzt das Feenkind
zur Mutter heim.



© Stephanie Ursula Gogolin, Dezember 2008
(inspiriert von einen Gang durchs Bodetal bei 
Thale im Harz im Sommer 2007)