28. Februar 2011

Wünsch Dir was...


Ich kam gerade aus dem Bad und da stand sie vor mir, eine wunderschöne Frau in einem weißen Kleid und glitzerndem Haar und lächelte mich zuvorkommend an:
„Guten Abend, ich bin deine Wunschfrau!“

„Oh, eine gute Fee!“


„Ach, nein! Bitte, diese Bezeichnung höre ich nicht so gern. Spätestens seit Shrek II ist dieser Titel ohnehin endgültig in Verruf geraten. Und was ist schon gut! Du wünschst dir beispielsweise Geld, hast dann davon reichlich, wirst überfallen, niedergeschlagen und liegst mehrere Wochen im Krankenhaus. Was soll daran gut sein?“


Ich sah sie irritiert an: „Aber so kann man das doch auch nicht sehen. Wenn ich mir Reichtum wünsche, dann möchte ich doch nicht, dass mir dieser wieder weggenommen wird.“


Sie blickte nachsichtig auf mein leeres Sparschweinchen: „Ich meine ja auch nur, mit jedem erfüllten Wunsch kommen eine oder mehrere neue Verpflichtungen auf dich zu. Mit deinem erwünschten Geld möchtest du, um bei diesem Beispiel zu bleiben, endlich das tun, was du schon immer wolltest und dann hast du keine Zeit mehr dafür, weil du dein Geld verwalten musst.“


„He, was soll das denn, ich denke gute, Pardon, Feen, äh Wunschfrauen erfüllen drei Wünsche und fertig. Jeder muss dann sehen, wie er damit klar kommt.“


„SIE, meine Liebe, SIE muss damit klarkommen! Im Prinzip ist das richtig was du sagst. Bis vor kurzem wurde es auch genau so gehandhabt. Aber seit immer mehr Frauen sich an das Wünschen wagen und ständig Reklamationen einlaufen, haben wir beschlossen, ab sofort vorher Kundengespräche zu führen. Schließlich legen wir den erfüllten Wünschen keine Beipackzettel mit Risiken- und Nebenwirkungsbeschreibungen bei. Oh, Göttin, wo sollten wir da auch anfangen.“


Ich winkte ab: „Ja, ja, ich weiß! Spätestens, wenn frau „Bestellung beim Universum“ gelesen hat, weiß sie, dass sie exakt formulieren sollte, keine negativen Beschreibungen anwenden und den gewünschten Zustand möglichst genau visualisieren...“


Sie sah mich begeistert an. „Richtig, du hast es verstanden, also warum hast du mich gerufen?“


Meine Verwunderung wurde immer größer. „... aber, das habe ich doch gar nicht!“


„Hast du doch, weißt du nicht mehr?“ Sie wies pathetisch auf mein Waschbecken: „Eisenkrautseife, Hände waschen, fließendes Wasser..., na?“


„Aber ich habe doch eben nur gedacht: eigentlich müsste ich mir jetzt etwas wünschen...!“


„...eben und da du dich nicht entschließen konntest, bin ich sofort herbei geeilt und führe jetzt mit dir dieses Kundengespräch. Also, hast du einen Wunsch? Es dürfen auch drei sein!“


„Äh, nein, eigentlich nicht! Das ist mir jetzt aber peinlich, tut mir leid, da habe ich dich wohl umsonst gerufen. Heute habe ich so gar keinen Wunsch, ich hoffe du bist mir nicht böse. Also wirklich, deine kostbare Zeit, äh..., ich meine ganz umsonst, ein Kundengespräch...“


Aber die Wunschfrau lächelte mich verständnisvoll an und sagte geschäftsmäßig: „Oh, das macht gar nichts, das habe ich doch gern getan. Also dann, wir sehen uns wieder und ich wünsche dir für die nächsten Male schöne Wünsche!“


Und sirrr, weg war sie.





Anmerkung: Meine Freundin, die Kräuterfrau schenkte mir Eisenkrautseife. Wenn frau sich damit die Hände wäscht, darf sie sich etwas wünschen! Und unter uns gesagt, die Wünsche gehen blöderweise auch noch in Erfüllung!

Stephanie Ursula Gogolin, Bonn August 2004 

23. Februar 2011

Das Treffen

Viele von ihnen saßen erschöpft auf ihren Stühlen, manche sahen sogar ein wenig herunter gekommen aus und andere wiederum zufrieden oder feist und wohlgenährt. Eine stattlich Menge hatte sich um die schlicht gedeckte Tafel versammelt. Scheinbar mehr noch als im Vorjahr.

Gibt es heute wieder nur Buchstabensuppe, mäkelte ein besonders dünnes, nichtssagendes Wort.


„Was hättest du denn gern? Silbenhackbraten?“, schmetterte die Köchin der Suppe, das Alphabet, die Nörglerin ab. Neben ihr saß, fett und aufgebläht, die Liebe und rülpste: „Ich kann gar nichts mehr zu mir nehmen, überall, wo ich vorbeikomme, werde ich vollgestopft, das meiste davon ist unbekömmlich...!“, und sie bekam einen Schluckauf.


„Wehr dich doch“, meinte die Emanzipation etwas schnippisch, „Ich werde ja kaum noch gebucht!“ Sie hatte ihren bekannt forschen Ton am Leib, aber seit sie nicht mehr in aller Munde war, klang sie manchmal etwas biestig.


„Dann sei doch froh, dass du deine Ruhe hast! Ich erlebe zur Zeit eine derart unerfreuliche Beliebtheit, dass ich manchmal nicht weiß, wo mir die Köpfe stehen.“ Klagte das sonst so ausgeglichene Matriarchat. „Alle zerren an mir herum, sprechen mir die Existenz ab oder erwarten von mir, dass ich die Zukunft rette. Als ob es da was zu retten gäbe, schließlich gibt es eine Zukunft auch ohne Worte. Nicht wahr!“


„Aber Hallo, Baby! Das ist so gewiss, wie es eine Vergangenheit gibt.“ Die Zukunft blickte herausfordernd in die Runde. Gerade wollten sich schon die Epoche und die Zeit in den ewigen Auslegungsstreit mischen, als das Licht gedämpft wurde und ihnen aus dem rosigen Dämmern die Sanftheit zuflüsterte: „Seid bitte nicht so negativ, wir möchten beginnen!“


Und es wurde still. Die Magie umschritt, Hand in Hand mit dem Ritual, feierlich die riesige runde Tafel und es legte sich wohltuende Ruhe über die aufgebrachten Gemüter und die Bedrückten schöpften neue Hoffnung. Die Feierlichkeit und die Gelassenheit nickten anerkennend. Dann erhob sich die Effizienz, ein sehr imposantes Wort, das sich zur Zeit großer Beliebtheit erfreut und setzte zu ihrer Eröffnungsrede an: „ ...ich bitte um eure Aufmerksamkeit! Wir wollen doch endlich zur Sache kommen!“, dabei nickte sie schelmisch zur Sache und der Aufmerksamkeit hinüber.


„Meine lieben anwesenden Worte! Die Struktur und die Effektivität haben das diesjährige Programm, das neben euren Schüsseln liegt, besonders sorgfältig ausgearbeitet und wir sind ihnen dafür überaus dankbar. Auch sie hatten es in letzter Zeit nicht leicht und kommen so oft zum Einsatz, dass sie oft nicht wissen, wie sie heißen. Entschuldigung, kleiner Scherz.“


Nach dem verhaltenen Lachen setzte die Effizienz ihre Rede feierlich fort: „Jedenfalls freue ich mich sehr, dass auch heute wieder, an unserem 193792. Kongress unseres Vereins WORTE DER FRAUEN, wieder die zahlreiche und wie ich feststellen musste, wachsende Beteiligung zeigt, dass unser Anliegen ernster denn je genommen wird.

Den Hauptvortrag unseres Treffens hat heute unser allseits geschätztes Paradigma übernommen. Neben ihr, ihr Redepartner, der Wechsel. Seit neustem treten die beiden, wie wir wissen, vermehrt in Gemeinschaft auf. Wir sind gespannt, was sie uns zu sagen haben.“

Die redegewandte Effizienz machte eine kleine Pause und nippte effektvoll an ihrem Glas Gänsewein.


„Wie ich sehe, können wir auch in unserer Runde einige Neuzugänge begrüßen. Sie werden sich später noch selbst vorstellen.

Das Patriarchat und die Revolution, die einen Gastvortrag halten wollten, lassen sich für heute entschuldigen. Sie sind derzeit im Definitionsausschuss ihres Vereins MASKULINE WORTWAHL zu sehr beschäftigt. Doch bevor sich die liebe Ungeduld wieder zu Zwischenrufen hinreißen lässt, sage ich erst einmal Guten Appetit! Die Suppe ist heute besonders köstlich und reichhaltig und nach dem Essen beginnen wir mit den Vorträgen und Gesprächsrunden. Den Abschluss bildet dann wieder, wie in jedem Jahr, das Rufen und das Künden. Ausgeführt in beliebter Weise von der Weisheit, dem Hellsehen und dem Geheimnis. Ich wünsche allen einen sagenhaften Tag mit nachhaltigen Erkenntnissen. Erheben wir das Glas auf die WORTE DER FRAUEN und unsere weitere intensive Zusammenarbeit. Zum Wohl!“

„Habt ihr schon angefangen?“ Im Eingangsbereich stand ein blasser kaum wahrnehmbarer Schatten. Alle anwesenden Worte blickten angestrengt in die Richtung aus der das dünne Stimmchen kam und viele fragten erstaunt: „Bist du es, …?“



Das Treffen siehe auch beim Waschweib...! 

20. Februar 2011

Weite

... gemäß dem Motto Kurz (und Prosa) habe ich es etwas gekürzt, das Gedicht aus vergangen Zeiten... gewidmet einem Freund aus ebenso vergangene Tagen...
 Amrum, Februar 1993 



Die Endlichkeit das Auge zwingt
von Rand zu Rand
Der Gegenstand ist Hindernis
Selbst Glas gebietet Widerstand
.....
...

Du suchst den Weg ins göttlich Ferne
und ahnst das Galaxien enden

Du weißt um die Vergänglichkeit
kannst selten nur dein Schicksal wenden
 
Die Regeln musst du akzeptieren
Die Grenzen sind seit langem klar
Ein noch so sehnsuchtsvolles Wünschen
macht Traum und Utopie nicht wahr

Von Zeit zu Zeit ein kleiner Vorstoß
wenig genug für einen Geist
Den großen Durchbruch noch erhoffend
der Mensch in festen Bahnen reist
 
Das ganze Sein willst du erleben
Die Sehnsucht dir den Atem nimmt

wenn du an manchen Tagen spürst
wie unaufhaltsam Zeit verrinnt
 
Doch gibt es für uns eine Hoffnung
wie war ich froh als ich sie fand

Sie führt zusammen Dimensionen
verleiht der flücht'gen Zeit Bestand
 
Ein Wissen klein und doch allmächtig
sich hinter meiner Stirne sonnt:
In meinem Herzen stößt die Weite
niemals an einen Horizont
 

16. Februar 2011

Alphabetische Zauberworte im Februar



Alabasterkrug
Blütenregen
Casa del aqua
Dornenhecke
Engelskuss
Finsterwald
Gänsewein
Haspelschwung
Isoldenbrücke
Jadepalast
kuscheleinsam
liebestraurig
Mimosenblick
Nixenhaar
Opalzauber
peng
Quallenkindergarten
Riesenradgepäckträger
Spitzentanz
Trollverweis
Ugaritscherben
Vollnarkose
Wildwuchs
XelYn
zimperlich