29. Oktober 2014

Der wandernde See - ein Märchen



Kaltes Feuer tropft golden durch sieben Siebe.
und rotes Wasser den Fels umschäumt.
Ein silberner Lufthauch bauscht grünhelle Schleier.
wo blau das Moos die Quelle umsäumt.

Inmitten der Zweigen hervor tritt die Muhme.
Das flirrende, blendende Sonnenlicht,
verbirgt ihrem Blick nicht die argen Schatten,
doch dunkles Drohen fürchtet sie nicht.

Sie dreht das Rad, es tanzt die Spindel.
Ein glänzendes Fädchen - gesponnenes Glück -
Der ewige Faden rinnt aus ihren Händen -
so springen vergangene Stunde zurück.

Sie sieht in des weisen Schicksals Kessel
den schändlichen Bann des gläsernen Sees.
Der verwunschen durch die Zeiten wandert,
sein Herr hält gefangen die Lilofee.

Der wandernde See in argloser Schönheit,
liegt gläserne im milden Abendrot.
Sein Glitzern trügt lang schon jedwedes Wesen
manch Wandrer fand hier einen magischen Tod.

Der Zauber des Nöck lockt Getier und Mensch
in seinen Bann, betreten sie nur den Ufersand.
Als entseelte Gefährten führt hinweg sie die schöne,
verlorene Fee mit eigener Hand.

Die Muhme gewillt, den Zauber zu lösen,
- zerbrechen soll der gläserne See -
schöpft aus der Quelle des kalten Feuers
beendet so der Gefangenen Weh.

Mit hellem Klingen und gewaltigem Beben
bricht auf immer des dunkelnen Zauberers Siegel -
statt gläserner Glätte weiches Wasser sich wiegt,
zerborsten auf immer der tückische Spiegel.

Der wandernde See, nun ein stilles Gewässer,
auf ewig vom Schmerz und Sehnen befreit.
Weißfarbener Sand umrahmt lieblich das Ufer.
In den Tiefen des Sees kein Wesen mehr weint.

Die Erlösten ziehn heim zu den trauernden Müttern.
Die Nacht senkt sich still über das Land.
Die Muhme verschließt die Quelle des Feuers.
Nimmt Rad und Spindel in die Hand.

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