Schlittenfahren
Was für eine
Aufregung! Zwei Tage vor Weihnachten hat es tatsächlich geschneit.
Seit einer halben Stunde laufen die Kinder, Mama und Oma im Flur auf
und ab und packen und suchen und Oma sagt immerzu: „Hoffentlich
vergessen wir nichts!“ Sie wollen alle zum Rodeln fahren. Die
dicksten Jacken und Mützen wurden hervorgeholt, Ersatzhandschuhe
bereit gelegt, Extrasocken und für jeden einen bunten Schal, ach ja
und die warme Stiefel natürlich.
Schäfchen und Ulli
sitzen auf der Treppe und sehen zu. „Freust du dich auch so?“
flüstert Ulli.
Mama verschwindet im
Keller und kommt mit dem großen Holzschlitten zurück. Jetzt ist
Schäfchen genauso aufgeregt wie die Kinder. Schlittenfahren! Toll,
gestern Abend hat die Oma noch bei der Gute - Nacht - Geschichte
davon vorgelesen.
Schäfchen weiß
nicht was Schnee ist, denn Schäfchen ist erst seit Ostern bei
Johanna und da ist ja bekanntlich Frühling. Aber Schäfchen kann
sich noch gut erinnern, dass Mama damals als sie es zum ersten Mal
sah, sagte: „Ein Fell so weiß wie Schnee!“ Das würde heute ein
tolles Erlebnis werden. Erwartungsvoll sitzt Schäfchen auf der
Treppe und zum Glück hat es seinen eigenen kleinen bunten Schal dabei.
Gleich geht es los. Ulli sitzt wie immer geduldig daneben.
Paula hängt an der
Türklinke und fährt mit der großen Haustür hin und her, was sie
nicht soll. Mama packt den Schlitten ins Auto und Oma füllt noch
schnell ein paar Weihnachtsplätzchen in eine Tüte. Johanna hat zwei
Paar Socken übereinander gezogen. Nun passen die Stiefel nicht mehr.
Also muss sie sie wieder ausziehen. Eigentlich sollten die
Ersatzsocken in die Tasche zu den Trinkflaschen und den
Weihnachtsplätzchen. Mama wird ungeduldig und treibt Johanna an. Oma
sammelt die herunter gefallenen Handschuhe auf und scheucht die
Kinder zur Tür hinaus und schwupp sind alle draußen.
Schäfchen und Ulli
bleiben verdattert im Dunkeln auf der Treppen sitzen. Was für ein
Unglück, die Kinder haben sie vergessen! Kein Schnee, kein Schlitten
fahren, keine Weihnachtsplätzchenkrümel im Auto. Schäfchen lässt
die Ohren hängen und Ulli blickt traurig mit seinen Knopfaugen in
den leeren stillen Flur.
Kindergeschichte aus der Reihe: Geschichten aus dem Treppenhaus
© Stephanie Ursula Gogolin, Bonn 2003
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