27. November 2010

... und noch mal!

Um das Thema abzuschließen, noch eine Geschichte aus dem Zyklus: Meine kleine Wohnung!

Mein Weihnachtsbaum

Einmal im Advent gebe ich mir den Weihnachtsmarktrausch. 


Nur Sehen, Hören, Riechen. Die große Tanne vor dem Rathaus, blitzende Lichter, den Geruch von gebrannten Mandeln, Berge von Holzspielzeug, bunte Buden, Weihnachtslieder und Glühweinduft in der Luft - lieblich, friedlich, verkaufsfördernd. Ich bummele von Stand zu Stand und komme mir vor wie in einer Zeitschleife. Denke an Kindertage oder daran, dass die Kulisse um mich herum im vorigen Jahr haargenau so aussah. 

Am Brunnen, mitten auf dem Marktplatz steht der unvermeidliche Käfig mit den grünen Weihnachtsgaranten, eingesperrt, gezähmt und gezüchtet für das Fest der Liebe. Einem der Grünlinge war scheinbar die Flucht gelungen. Er stand außerhalb der hohen Umzäunung, hielt ein Schild in den Zweigen und schien die vorbeiflanierenden oder hastenden Weihnachtmarktbesucher anzuflehen: Holt mich hier raus!

Seit zehn Jahren hatte ich mich der Weihnachtsbaum - Aufstell - Tradition verweigert und nun dieser rührende Anblick. Ich glaubte ein leises Schluchzen zu hören. Nachdem erneut eine eilige, tütenbewehrte Weihnachtsfrau den Kleinen fast umgerannt hätte, betrat ich kurz entschlossen mit dem Bäumchen in der Hand den Gefängnishof, holte tief Luft und fragte: Was soll er denn kosten? - Steht doch dran, meine Dame, Zehn Euro!

Für diesen Winzling zehn Euro, ein stolzer Preis! Mein Mitgefühl siegte, der Baum kam ins Netz und ich hatte das Problem meinen Weihnachtsbummel vorzeitig abzubrechen zu müssen. Mit einem Bäumchen unter dem Arm die Geschäfte betreten, das ging ja gar nicht. Und dabei brauchte ich noch dies und das, das und jenes! Da muss ich in den nächsten Tagen wohl noch einmal los ins bunte Glitzer – Kitsch – Getümmel. Während des Heimwegs fiel mir dann noch ein Problem ein. Wohin mit dem kleinen Weihnachtsfreund?

Schreibtisch fällt aus! Nadeln und Kerzenwachs in der Tastatur sind nicht zu empfehlen.


In die Nischen neben dem Fernseher? Da bekomme ich die Schranktür nicht mehr auf.

Ich könnte ein Brett über die Badewanne legen und den Baum darauf stellen, ich bade eh nie und beim Duschen wird er dann schön befeuchtet und die Brandgefahr gemildert. Ob mein Baumschmuck das allerdings überlebt? Ein Dilemma. Da habe ich nun den Kleinen aus dem Getümmel befreit und weiß nicht wohin damit.

Halt, das stimmt ja gar nicht! Meine Zimmerpflanzen hatte ich vor dem ersten Frost gerade noch rechtzeitig vom Balkon gerettet (daher gibt es in meiner Miniwohnung auch absolut keinen freien Platz mehr) aber der Weihnachtsbonsai wird sich dort wohlfühlen. Aus dem Netz erlöst, breitet er dankbar seine Zweige aus und schmiegte sich an meinen Wäschetrockner, ich hörte ihn regelrecht aufatmen. Hier wird es ihm gefallen und sicher findet er es auch gut, dass die Kohlmeisen regelmäßig zum Frühstücken kommen.

Bei meinem Umzugsgut befindet sich schon seit Jahren mein Weihnachtsfundus, eine kleine Holzkiste. Sie enthält kostbare Überbleibsel aus der Zeit, da ich noch mit meinen Kindern zusammen gelebt und die ich aufgehoben habe, obwohl der typische Weihnachtswahnsinn mich schon lange kaum mehr berührt. Vergoldete Holzsterne, die kleinen, Posaune blasenden Blechengel, die ganz alten, bunten Kugeln oder die filigranen, gläsernen Schneekristalle. Ein paar gebastelte Raritäten, wie Zwerge und Engelchen aus Nüssen, Filz und Goldpapier und die Spieluhr in Glockenform. Leider enthält die Kiste keinen Baumständer und so hatte ich noch ein Problem.


Mit Eimer und Schäufelchen bewaffnet (Sandspielzeug, das ein paar der Enkelchen bei mir deponiert hatten), schlich ich mich im Dunkel, also später Nachmittag, zum Garagenfeld (lustig, ein Feld, auf dem Garagen wachsen). Da steht eine große Kiste mit Streusand. Die Winter waren bisher eher knauserig mit Schnee und Glatteis, da wird keiner die rauen Krümel vermissen und ich kann den geklauten Sand ja irgendwann wieder aussetzen.


Jetzt steht er auf dem Balkon, mein Weihnachtsbaum! In einem großen Blumentopf mit Sand gefüllt, auf dem kleinen Tischchen direkt vor meinem Fenster. Ich habe ein paar Meisenringe und Strohsterne aufgehängt und keine Lichterkette. In jedem Vorgarten rundum protzen ohnehin mindestens zwei der Strom verzehrenden, entzückend anzusehenden Dekorationen.

An Weihnachten bin ich übrigens gar nicht zu Hause - Besuch bei den Töchtern. Ich glaube die Ruhe wird dem Bäumchen gut tun!


Stephanie Ursula Gogolin, Lüneburg 24. Dezember 2007 

 

1 Kommentar:

Online MBA hat gesagt…

DA kommt richtige Weihnachtsstimmung auf